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Bessere Versorgung von älteren Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen möglich?


| ©umg/Schmidt


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Wie können ältere Patienten und Patientinnen, die an mehreren chronischen Erkrankungen leiden, besser versorgt werden? Eine klinische Studie testet bei Patienten mit chronischer Herzschwäche, psychischer Belastung und mindestens zwei weiteren körperlichen Begleiterkrankungen einen neuen Behandlungsansatz. Denn insbesondere wenn psychische und körperliche Erkrankungen vorliegen, benötigen die Patienten unterschiedliche Behandlungen, die gut aufeinander abgestimmt sind. Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Principal Investigator am DZHK, leitet die Studie. Sie ist Teil des europaweiten Projekts ESCAPE, das am 1. April gestartet ist. Die EU fördert das Projekt mit 6,1 Millionen Euro.

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Allein in Deutschland sind etwa 62 Prozent der Seniorinnen und Senioren wegen drei oder mehr chronischer Erkrankungen in Behandlung und gelten damit als „multimorbide“. Oft werden sie von verschiedenen Fachärzten betreut. Werden die Behandlungen nicht gut aufeinander abgestimmt, kann das die Patienten verunsichern und zu unerwünschten Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten führen. Häufig gibt es auch technische Hürden und Einschränkungen beim Informations- und Datenaustausch. „Gerade Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz brauchen eine Behandlung für Herz, Leib und Seele wie wir sie in ESCAPE ausarbeiten und testen werden,“ sagt Prof. Herrmann-Lingen.

Lebensqualität verbessern durch besser abgestimmte Behandlung

Das ESCAPE-Team erstellt individuelle Behandlungspläne, die auf die Bedürfnisse und Vorlieben der einzelnen Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind. Dabei helfen soll eine maßgeschneiderte digitale Gesundheitsplattform, die das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnologie (FIT) entwickelt. Die Plattform und regelmäßige telefonische Unterstützung sollen Patienten und pflegende Angehörige in die Lage versetzen, individuelle Prioritäten für ihre Behandlungen zu setzen um ihre Lebensqualität soweit wie möglich zu verbessern.

„Für Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz eignet sich unser Behandlungsansatz besonders gut, weil es sich um eine gravierende chronische Erkrankung handelt, die zu erheblichen Einschränkungen im Alltag und relativ häufig auch zu psychischen Folgeproblemen führt,“ erklärt Prof. Herrmann-Lingen. „Zugleich müssen sie regelmäßig mehrere Medikamente einnehmen und ihren Lebensstil anpassen, was insbesondere dann schwerfällt, wenn die psychische Bewältigung der Krankheit nicht gut gelingt.“

Die Ergebnisse des neuen Ansatzes vergleichen die Wissenschaftler mit der aktuellen Patientenversorgung. Prof. Herrmann-Lingen ist überzeugt: „Der integrierte, patientenzentrierte Ansatz, der gleichermaßen körperliche und psychische Krankheitsaspekte ins Auge fasst, wird eine effektivere und zugleich kostengünstige Behandlung ermöglichen, die zu einer besseren Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten führt.“

ESCAPE steht für „Evaluation of patient-centred biopsychosocial blendend collaborative care pathway for the treatment of multi-morbid elderly patients”. In dem Projekt haben sich Expertinnen und Experten aus sieben Ländern zusammengeschlossen. Mit dabei sind Allgemein- und Krankenhausärzte sowie Experten aus Psychologie, Gesundheitsökonomie und Digitalisierung von Gesundheitssystemen sowie Vertreter von Patienten und pflegenden Angehörigen. Das Projekt läuft 4,5 Jahre und wird mit 6,1 Millionen Euro durch das EU-Programm „Horizon 2020 gefördert.


Einen ähnlichen Ansatz untersucht Prof. Herrmann-Lingen bereits in einer anderen Studie bei psychisch belasteten Patientinnen und Patienten mit chronischer koronarer Herzkrankheit (kurz: KHK). Die nationale TEACH-Studie entstand auf Grundlage eines früheren DZHK-Standortprojekts.

Quelle: Pressemitteilung der Universitätsmedizin Göttingen