Die Kardiologin PD Dr. Renate Schnabel aus der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie des Universitären Herzzentrum Hamburg und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) konnte in Brüssel ein internationales Expertengremium von ihrem innovativen Projekt zur Risikoprädiktion von Vorhofflimmern überzeugen und einen ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) einwerben.
Vorhofflimmern ist eine komplikationsträchtige Erkrankung mit im Vergleich zu anderen kardiovaskulären Volkskrankheiten dramatisch zunehmender Prävalenz. Frau Dr. Schnabel hat den ersten Risikoalgorithmus zur Vorhersage von Vorhofflimmern in der Allgemeinbevölkerung entwickelt und international validiert. Ziel der Untersuchungen ist es nun, durch genaue Charakterisierung von Vorhofflimmerpatienten und Gesunden biochemische, elektrokardiographische und Bildgebungsparameter zur optimierten Risikoprädiktion zu identifizieren und in die klinische Anwendbarkeit zu überführen. Sie kombiniert klassisch epidemiologische Forschung mit systembiologischen Ansätzen.
Auf der Suche nach möglichen Krankheitsursachen starten Dr. Schnabel und ihr Team eine klinisch-epidemiologische Großfahndung: Insgesamt wollen die Forscher Daten von rund 60.000 Frauen und Männern in die Untersuchung einfließen lassen. Bis zu 45.000 Individuen der Hamburg City Health Studie (http://hch-study.com/) sowie Patienten der am Universitären Herzzentrum etablierten klinischen Kohortenstudien werden anhand von Biomarkern und Bildgebung charakterisiert. Viele von ihnen sollen direkt untersucht werden, beispielsweise mit detaillierten EKG-Aufzeichnungen, Echokardiographie oder Magnetresonanztomographie. An Blut- und Gewebeproben plant die Wissenschaftlerin unter anderen omics Analysen wie Genom-, incl. Ganzgenomsequenzierung, Transkriptom-, Proteom- und Metabolomuntersuchungen. Das Geschlecht und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung und Bewegung sollen ebenfalls berücksichtigt werden. Eine solch detaillierte Untersuchung gab es in dieser Größenordnung bisher noch nicht. Am Ende werden diese Informationen zusammengefasst, um Krankheitsmechanismen erkennen und das individuelle Erkrankungsrisiko eines Menschen für Vorhofflimmern besser abschätzen zu können.
Das Projekt ist interdisziplinär und schlägt eine Brücke zwischen Molekularbiologie, Elektrophysiologie, Epidemiologie und Medizin.
Die Daten werden mit Hilfe von DZHK Shared Expertise in Zusammenarbeit mit anderen Standorten analysiert. Kooperationen mit DZHK Mitgliedern und in internationalen Konsortien ermöglichen eine zügige Validierung. Ihre Arbeiten bringt sie direkt in die DZHK Arbeitsgruppe zu Mechanismen und Vorläufern von Vorhofflimmern, die sie mit initiiert hat, ein.
Frau Dr. Schnabel hat nach Forschungsarbeiten an der Universitätsmedizin Mainz und der Framingham Heart Study in Boston das Universitäre Herzzentrum als Standort für Ihre weitere Forschung gewählt. Die Auszeichnung der ERC Consolidator Grants ist mit einer Förderung über fünf Jahre versehen und mit zwei Millionen Euro dotiert. Das Projekt schließt lückenlos an ihre Arbeiten im Rahmen des Emmy Noether Programms an und ermöglicht die Konsolidierung und Erweiterung ihrer Arbeitsgruppe. Die Vergabe eines ERC Consolidator Grants ist nicht nur für Frau Dr. Schnabel, sondern auch für das Universitätsklinikum Hamburg und den DZHK Standort Hamburg/Kiel/Lübeck, die die Voraussetzungen für solche Arbeiten bieten, eine Auszeichnung.