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Minimalinvasiver Herzklappenersatz: Örtliche Betäubung genauso sicher wie Vollnarkose


Örtliche Betäubung oder Vollnarkose? Studienleiter Holger Thiele konnte in einer randomisierten Studie klären, dass bei TAVI eine örtliche Betäubung genauso sicher ist wie eine Vollnarkose. Das minimalinvasive Verfahren kommt zum Einsatz, wenn die Aortenklappe ersetzt werden muss. | ©Dominik Wolf / Helios


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Wenn die Klappe zwischen Hauptschlagader (Aorta) und Herz ersetzt werden muss, steht den Ärzten ein minimalinvasives Verfahren zur Verfügung, die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation TAVI (Transcatheter Aortic Valve Implantation). Dabei wird die neue Klappe mittels eines Katheters über die Leistenarterie geschoben und im Herz platziert. Eine Studie des Herzzentrums Leipzig in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein hat nun erstmals geklärt, dass bei TAVI eine örtliche Betäubung genauso sicher ist wie eine Vollnarkose. Bislang waren sich die Ärzte in diesem Punkt nicht einig. Die Anästhesisten sprachen sich für eine Vollnarkose aus, sogenannte Registerstudien zeigten, dass eine örtliche Betäubung sicherer sei.

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Es fehlte eine randomisierte Studie, in der die Patienten zufällig entweder eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung während der TAVI erhielten. „Bei Registerstudien besteht immer die Gefahr und die Tendenz, dass die Ergebnisse verzerrt sind. Etwa, weil eher kränkere Patienten eine Vollnarkose erhalten, da sie bei ihnen als sicherer angesehen wird“, erklärt Studienleiter Professor Holger Thiele, Direktor des Universitätsklinikums für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig.

Die Ergebnisse der randomisierten SOLVE-TAVI Studie zeigen, dass 30 Tage nach dem Eingriff sowohl die Sterblichkeit, als auch die Anzahl der Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Infektionen bei beiden Narkoseverfahren gleich war. 447 Patienten mit einer hochgradig verengten Aortenklappe, die über 75 Jahre alt waren und ein hohes Risiko für eine konventionelle Operation hatten, nahmen an der Studie teil.

Wahl der Betäubung hängt von Klinik ab

Welche der beiden Narkosen zurzeit verwendet wird, hängt laut Thiele von der jeweiligen Klinik ab. Größere Zentren würden meistens schon seit Jahren nur die Lokalanästhesie anwenden, da dies schneller gehe als eine Vollnarkose. Schließlich dauert es auch nur 35 bis 40 Minuten, die neue Herzklappe einzusetzen. Die Entscheidung liegt dabei beim Anästhesisten, der per Gesetz bei dem Eingriff anwesend sein muss. Neben der örtlichen Betäubung bekommen die Patienten bei TAVI auch eine leichte Beruhigungsspritze. Als nächstes plant Thiele eine Studie, die vergleicht, ob eine Lokalanästhesie ohne diese sogenannte Sedierung genauso sicher ist wie mit der Schlafspritze.

Das minimalinvasive Verfahren TAVI wurde zunächst nur bei sehr kranken und alten Patienten angewendet, bei denen der chirurgische Herzklappenersatz zu riskant erschien. Während dieser Operation wird der Brustkorb geöffnet und eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. In der Zwischenzeit gibt es viele Studien, die gezeigt haben, dass die TAVI der Operation mindestens ebenbürtig bzw. sogar überlegen ist, sodass Ärzte das minimalinvasive Verfahren nun auch bei Patienten mit einem mittlerem oder niedrigem OP-Risiko durchführen. In Deutschland ersetzen Ärzte die Aortenklappe mittels TAVI jährlich rund 21.000 Mal, während die Operation nur noch 8.000- bis 9.000-mal durchgeführt wird.


Originalarbeit: General versus Local Anesthesia with Conscious Sedation in Transcatheter Aortic Valve Implantation: The Randomized SOLVE-TAVI Trial. Thiele H, Kurz T, Feistritzer HJ, Stachel G, Hartung P, Lurz P, Eitel I, Marquetand C, Nef H, Doerr O, Vigelius-Rauch U, Lauten A, Landmesser U, Treskatsch S, Abdel-Wahab M, Sandri M, Holzhey D, Borger M, Ender J, Ince H, Öner A, Meyer-Saraei R, Hambrecht R, Fach A, Augenstein T, Frey N, König IR, Vonthein R, Rückert Y, Funkat AK, Desch S, Desch S, Berggreen AE, Heringlake M, de Waha-Thiele S; SOLVE-TAVI Investigators. Circulation. 2020 Aug 21.
DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.120.046451


Kontakt: Christine Vollgraf, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Tel.: 030 3465 529 02, presse(at)dzhk.de

Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Professor Holger Thiele, Herzzentrum Leipzig, Universitätsklinik für Kardiologie, Holger.Thiele(at)medizin.uni-leipzig.de