Normalerweise genießt Clostridioides difficile keinen guten Ruf: Das Bakterium gilt als einer der häufigsten Problemkeime in Krankenhäusern und kann schwere Entzündungen der Darmwand auslösen, beispielsweise nach einer Antibiotikatherapie. In einer Studie, die das DZHK gefördert hat, haben Wissenschaftler nun möglicherweise eine gute Seite des Bakteriums entdeckt: Bei einer stark kalorienreduzierten Diät fördert es den Gewichtsverlust, ohne jedoch Entzündungen auszulösen.
Die Wissenschaftler übertrugen Stuhlproben, die sie bei 80 Probandinnen mit leichtem bis starkem Übergewicht vor und nach einer Diät gesammelt hatten, auf Mäuse. Die Versuchstiere waren keimfrei gehalten worden und hatten dadurch keine eigene Darmflora. Dabei machte das Team um DZHK-Wissenschaftler und Studienautor Professor Joachim Spranger von der Charité Berlin eine erstaunliche Beobachtung: Tiere, die den nach der Diät entnommenen Stuhl erhielten, verloren Gewicht – und zwar mehr als 10 Prozent ihrer Körpermasse innerhalb von nur zwei Tagen. Die Tiere, die den vor der Diät entnommenen Stuhl erhielten, verloren kein Gewicht.
„Hungrige“ Darmflora lässt Pfunde purzeln
Verantwortlich dafür ist eine Veränderung in der Darmflora, auch Mikrobiom genannt: Durch die Diät konnten sich die Clostridioides-difficile-Bakterien leichter vermehren. Die erhöhte Menge der Bakterien sorgt dafür, dass der Körper die Nahrung über die Darmwand schlechter aufnehmen kann. Es entwickelt sich eine Art „hungrige“ Darmflora, die vermehrt Zuckerverbindungen aufnimmt. Giftstoffe, die das Bakterium produziert, stehen ebenfalls im Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust. Weder die Probandinnen noch die Tiere zeigten jedoch Anzeichen einer Darmentzündung.
„Unklar ist bisher, inwiefern eine solche asymptomatische Besiedelung mit C. difficile die Gesundheit beinträchtigen oder möglicherweise sogar fördern kann, wenn das Bakterium sich nicht zu stark ausbreitet“, so Professor Spranger. Das muss nun in größeren Studien untersucht werden.
Aus den Studienergebnissen könnten sich möglicherweise Therapieansätze für Erkrankungen wie Adipositas oder Diabetes ergeben. Dazu geht das Team nun der Frage nach, wie sich die Darmbakterien so beeinflussen lassen, dass sie sich beim Menschen vorteilhaft auf das Körpergewicht und den Stoffwechsel auswirken.
Quelle: Pressemitteilung der Charité – Universitätsmedizin Berlin