Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung arbeiten an einem Gewebe-Pflaster für das Herz, das nach einem Infarkt den Herzmuskel unterstützen soll.
Das Gewebe könnte auf das geschädigte Herz aufgenäht oder aufgeklebt werden, sagte der Leiter der Kardiologie der Universitätsmedizin Göttingen, Gerd Hasenfuß, am Donnerstag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. Bis das so weit sein könnte, wird es aber noch einige Zeit dauern. Die Forschungen befinden sich noch in einem frühen Stadium, erst in einigen Jahren soll das Verfahren am Menschen getestet werden.
Wenn alle Tests erfolgreich laufen, könnte das Verfahren frühestens in zehn Jahren zum Einsatz kommen, schätzte Hasenfuß, der im Vorstand des DZHK ist. Derzeit wird es an Nagetieren getestet.
Bei einem Infarkt sterben Herzmuskelzellen ab. Forscher auf der ganzen Welt suchen seit mehr als einem Jahrzehnt nach Wegen, neue Zellen im Herzen entstehen zu lassen. Zunächst hatten Mediziner versucht, Knochenmarkstammzellen ins Herz einzubringen, die dort zu Herzzellen werden und die Regeneration des Herzens fördern sollten - ohne großen Erfolg: «Das ist vom Tisch», meinte Hasenfuß. Bislang seien nur kurzzeitige positive Effekte festgestellt worden.
Deshalb prüfen die Wissenschaftler jetzt auch andere Methoden. Dabei sind vor allem sogenannte rückprogrammierte Zellen (iPS-Zellen) im Blickpunkt. Das können zum Beispiel Blut- oder Hautzellen sein, die in den anpassungsfähigen Zustand einer Stammzelle versetzt werden. Aus diesen Stammzellen können dann im Labor Herzmuskelzellen werden, die zu einem Gewebe zusammengesetzt werden.
Wie Hasenfuß erläuterte, ist es bereits gelungen, derartige Zellverbände herzustellen. Das Ziel: Sie sollen eines Tages als eine Art lebendes Pflaster auf den zerstörten Teil des Herzmuskels aufgebracht werden, um die Pumparbeit des Herzens zu unterstützen. Unsicherheiten gebe es aber noch: So sei noch nicht bekannt, wie sich die Zellen im Verband verhielten, sagte Hasenfuß.
Das DZHK hat bundesweit sieben Standorte. Auf dem Mannheimer Kongress informieren sich noch bis Samstag rund 7500 Experten über neueste Erkenntnisse der Herzmedizin.
Zur Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung