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Pressemitteilungen

Damit Patienten von Forschung profitieren


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Experten diskutierten auf dem World Health Summit, wie Forschungsergebnisse schneller zum Patienten gelangen können

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Translation in der medizinischen Forschung braucht interdisziplinäre Teams, intensive Kommunikation und  mehr Zusammenarbeit. Dies sind Ergebnisse einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde während des World Health Summit (WHS) am 20. Oktober 2014 in Berlin, zu der die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) auch Experten aus dem Ausland eingeladen hatten. Die Veranstaltung wurde von Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung eröffnet und von Hans-Jochen Heinze, Professor für Neurologie an der Universität Magdeburg, Mitglied des Wissenschaftsrats moderiert.

Georg Schütte sagte: „Translationsforschung ist ein komplexer Prozess, der alle Phasen der Gesundheitsforschung umfasst. In den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung soll dieser Prozess gemeinschaftlich koordiniert und beschleunigt werden. Die Zukunft der Translationsforschung liegt in einer internationalen, länderübergreifenden Strategie, um gemeinsam den Erkenntnisgewinn voranzutreiben und für die Menschen nutzbar zu machen. Die Gesundheitsforschung steht daher auch weiterhin ganz oben auf der Agenda der Bundesregierung.“

Unter Translation versteht man die Überführung von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung. Weltweit bemühen sich Forscher, diesen Prozess zu verbessern, denn zu wenige Erkenntnisse aus den Laboren gelangen in die Kliniken und Arztpraxen. Die Forschung bleibt häufig im akademischen Bereich stecken, Patienten profitieren nicht davon. Woran liegt das? Was kann man dagegen tun? Das waren die zentralen Fragen während der Diskussion auf dem WHS.

Die Runde war sich einig, dass nur ein interdisziplinärer Forschungsansatz das komplexe Geschehen vieler Erkrankungen zu entschlüsseln vermag. Alle an diesem Prozess Beteiligten müssten mehr miteinander reden - Forscher, Ärzte, Patienten, Industrievertreter, Zulassungsbehörden. Diese Systeme agierten zu oft getrennt voneinander, statt Kooperation herrsche häufig Wettbewerb.

Translation braucht deshalb Strukturen, die Kommunikation und Zusammenarbeit ermöglichen und fördern. Mit der Gründung der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung hat die  Bundesregierung die Weichen richtig gestellt, fanden auch die ausländischen Teilnehmer. In den Zentren arbeiten zum ersten Mal in Deutschland Grundlagenforscher, klinische Forscher und Versorgungsforscher in großem Stil und über Bundesländergrenzen hinweg zusammen.

Für die Zusammenarbeit mit der Industrie seien die DZG aufgrund ihrer Größe und Zusammensetzung die idealen Partner, betonte ein Industrievertreter. Einig war man sich auch darin, dass Kooperationen mit der Industrie schon früher beginnen müssten als bisher, nämlich bereits bei der Konzeption von Forschungsprojekten und Studien.

Als eine der Hürden bei der Translation identifizierte die Diskussionsrunde fehlende Anreize, translationale Forschung zu betreiben. Es müssten Karrierewege entwickelt werden, welche diese Art von Forschung für junge Wissenschaftler und Ärzte attraktiv machten. Um junge Forscherinnen und Forscher in translationer Forschung auszubilden, haben die DZG bereits erste Maßnahmen in Form von transnationalen Summer- und Winterschools, Austauschprogrammen und Trainingskursen initiiert.

Entscheidend sei es nach Meinung der meisten Diskussionsteilnehmer auch, Erfolgsparameter für Translation zu definieren. Die klassischen Erfolgskriterien der Forschung, wie etwa hochrangige Publikationen, seien beim Prozess der Translation nicht anwendbar.

Diskussionsteilnehmer:

Moderator: Hans-Jochen Heinze, Universitätsklinik für Neurologie, Magdeburg und Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)

Grußwort: Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung

  • Dorothee Atzler; Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)
  • Martin Hrabé de Angelis; Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
  • Geneviève Chêne; Institut national de la santé et de la recherche médicale (INSERM)
  • Thomas Eschenhagen; Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)
  • Petra Kaufmann; National Center for Advancing Translational Science (NIH -NCATS)
  • Martin Krönke; Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
  • Elmar Nimmesgern; Health Directorate, DG Research, European Commission
  • Wolfgang Plischke; Formerly Board of Management of Bayer AG, responsible for Innovation and HealthCare
  • Ernst Th. Rietschel; Berlin Institute of Health (BIH)
  • Anja Schneider; Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
  • Peter M. Suter; Former President, Swiss Academy of Medical Sciences (SAMS)
  • Otmar D. Wiestler; Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK)

Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung

Die Gründung der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) in den Jahren 2009 bis 2012 geht auf eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zurück. Die DZG haben den Auftrag, die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis bei den großen Volkskrankheiten Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Lungenkrankheiten, Infektionskrankheiten und neurodegenerative Erkrankungen zu beschleunigen. Die DZG vereinen Hochschulen, Universitätskliniken und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland. Die Finanzierung der DZG ist langfristig angelegt. Dabei trägt der Bund 90 Prozent der Ausgaben ergänzt durch 10 Prozent der beteiligten Sitzländer, in denen sich Partnereinrichtungen der DZG befinden.