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Atherosklerose ausbremsen durch weniger Entzündung: Protein könnte vor Ablagerungen schützen


| © Crevis - shutterstock.com


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Forschende wissen mittlerweile, dass bei Atherosklerose – also Ablagerungen an der inneren Wand von Blutgefäßen – im Körper entzündliche Vorgänge ablaufen. Sie rufen das Immunsystem auf den Plan und führen schließlich dazu, dass die körpereigene Abwehr entgleist. Münchner Wissenschaftler haben ein Protein identifiziert, das die Entstehung von Atherosklerose bremsen kann – es spielt eine wichtige Rolle bei der Steuerung der Immunantwort. Im Mausmodell konnten sie zeigen, dass sich entzündliche Vorgänge verstärkten, wenn bestimmten Immunzellen ein Rezeptor fehlte. Das Rezeptormolekül könnte also eine schützende Wirkung haben.

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Die Forschung hat gezeigt, dass Atherosklerose durch Entzündungsprozesse in der arteriellen Gefäßwand entsteht. Bei der Krankheit lagert der Körper Cholesterinester und andere Fette in die innere Wandschicht arterieller Blutgefäße ein. Dadurch bilden sich Plaques, die den Blutfluss so stark verringern können, dass die Sauerstoffversorgung mancher Organe beeinträchtigt wird. Durch Atherosklerose verursachte Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigsten Todesursachen.

Für den Entzündungsprozess bei Artherosklerose scheinen B-Zellen eine wichtige Rolle zu spielen. diese Immunzellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind Teil der erworbenen, also der adaptiven Immunantwort. B-Zellen vermitteln über Antikörper sowohl schützende als auch schädigende Wirkungen. Sprich: Sie können die Atherosklerose fördern oder hemmen.

Protein könnte sich für innovative Therapien eignen

Doch wie genau reguliert der Körper, welcher Prozess zum Tragen kommt? Forschende um DZHK-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Sabine Steffens vom Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten (IPEK) haben nun ein Protein identifiziert, das an der Steuerung der adaptiven Immunantwort bei Atherosklerose entscheidend beteiligt ist. Dieses Protein könnte sich nach Ansicht der Wissenschaftler als Zielstruktur für innovative Therapien eignen.

„Wir wollten besser verstehen, wie B-Zellen atherosklerotische Erkrankungen beeinflussen, um perspektivisch neuartige, auf B-Zellen ausgerichtete Therapien für diese lebensbedrohliche Erkrankung zu entwickeln“, sagt Steffens zu den Zielen ihres Forschungsprojekts. Im Mittelpunkt ihres Interesses stand der Rezeptor GPR55, das chemische Signale von außerhalb in das Innere von Zellen weiterleitet.

Mäuse ohne Rezeptormolekül GPR55 entwickelten größere atherosklerotische Plaques

B-Zellen der Milz von Mäusen produzieren das Molekül in großem Umfang. Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Mausmodelle für Atherosklerose. Erhielten die Mäuse ein spezielles Futter, um Atherosklerose auszulösen, wurde bereits nach einem Monat der Rezeptor hochreguliert, also in einem recht frühen Krankheitsstadium. Mäuse, die kein GPR55 herstellen können, entwickelten im Vergleich zum Wildtyp größere atherosklerotische Plaques. In diesen Mäusen wurden ohne GPR55 demnach die B-Zellen übermäßig aktiviert und die entzündlichen Vorgänge gefördert.

Bei der Untersuchung menschlicher atherosklerotischer Plaques zeigte sich, dass in unstabilen Plaques mit hohem Risiko einen Schlaganfall auszulösen, weniger Rezeptor vorhanden war als bei stabilen Plaques. „Dieser Befund deutet darauf hin, dass sich die Expression des Proteins im Verlauf der Krankheit verändert“, berichtet Steffens.

„Unsere Ergebnisse deuten auf eine protektive Rolle des B-Zell-GPR55-Signalwegs bei Atherosklerose hin, was potenziell auch auf Relevanz für die menschliche Pathophysiologie schließen lässt“, sagt Steffens. Sie hofft: „GPR55 könne der Ansatzpunkt neuartiger Therapien sein.“ Ob es gelingt, mit kleinen Molekülen als Arzneistoffen die Bildung von GPR55 anzuregen, müssen weitere Studien zeigen.

Wichtige Teile der Studie wurden vom DFG Sonderforschungsbereich 1123 (Sprecher: Prof. Christian Weber) gefördert, der erst im Mai dieses Jahres für weitere vier Jahre verlängert wurde.


Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Sabine Steffens, Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten, Poliklinik, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, sabine.steffens(at)med.uni-muenchen.de


Originalpublikation:
R. Guillamat-Prats, D. Hering, A. Derle, M. Rami, C. Härdtner, D. Santovito, P. Rinne, L. Bindila, M. Hristov, S. Pagano, N. Vuilleumier, S. Schmid, A. Janjic, W. Enard, C, Weber, L. Maegdefessel, A. Faussner, I. Hilgendorf & S. Steffens: GPR55 in B cells limits atherosclerosis development and regulates plasma cell maturation. Nature Cardiovascular Research, DOI 10.1038/s44161-022-00155-0

Quelle: Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München